Die Schwärze der Nacht hatte sich schon längst über die Stadt gelegt, als ein schnittiger, schwarzer Sportwagen in einer Seitenstraße hielt. Dem Gefährt entstieg eine junge Frau, welche die Türe wieder zuschlug und während dem Gehen den Wagen per Knopfdruck elektronisch abschloss. Die orangenen, aufblitzenden Lichtsignale der Scheinwerfer tauchten die regennasse, verlassene Straße kurz in ein gespenstisches Licht. Nun erhellte eine einzelne, alte Straßenlaterne die Person, welche sich zügig von ihrem Auto entfernte und letztendlich um eine Häuserecke bog. Bald erreichte sie den Nachtclub, vor dem sich eine lange Schlange junger Leute gebildet hatte, die von einem breitschultrigen Türsteher kontrolliert wurden. Auch wenn der Club von außen nicht so wirkte, so war es doch keine gewöhnliche Disco, sondern hatte ein wesentlich exklusiveres Ambiente. Deshalb wurden die Gäste nur nach einer Liste ausgewählt und eingelassen.

Selene jedoch, dachte nicht einmal daran, sich anzustellen, sondern ging geradlinig an der Menschenschlange vorbei. Diverse Beleidigungen ignorierend warf sie dem Türsteher einen kurzen Blick zu, der ihr durch ein Nicken zu verstehen gab, dass sie eintreten durfte. Selene betrat nun einen langen, abgedunkelten Gang, der zum Hauptraum des Clubs führte. Dieser war mit einer beträchtlichen Anzahl von Leuten gefüllt und in ein dunstiges Licht getaucht. Doch hier verweilte die Vampirin nicht lange, sondern stieg die Treppe zu dem VIP-Raum empor. Es war nicht einfach, dort hinein zu kommen, aber mit entsprechenden Beziehungen klappte das ganz gut. So konnte Selene die zwei zusätzlichen Türsteher ohne Probleme passieren und befand sich nun in dem nobel ausgestatteten Raum wieder. Er war mit dunkelblauen Ledersesseln bestückt und in der Mitte befand sich eine kleine Tanzfläche, die von zwei erhöhten Podesten umrahmt wurde, auf denen leicht bekleidete Damen an einer Stange sich zum Rhythmus der Musik bewegten. Ihnen folgten, wie es nicht anders zu erwarten war, die Blicke sämtlicher Männer. Viele von ihnen zogen an großen Zigarren, deren Rauch langsam an die Decke stieg.

Die Vampirin lies ihren Blick nur kurz im Raum umher schweifen, um keine besondere Aufmerksamkeit zu erregen. Jedoch hatte sie denjenigen, weshalb sie hier war, schon ausgemacht. Der Mann hatte es sich in einem der Ledersessel gemütlich gemacht, hatte einen Martini in der linken und ein Handy in der rechten Hand. Er schien sich sehr aufgebracht mit jemand zu unterhalten, sodass er Selenes Blick erst recht nicht bemerkt hatte. Jene begab sich nun zur Bar und nahm auf einen der ledernen Barhockern platz. Um keinen Argwohn zu erregen, winkte sie den Barkeeper zu sich und bestellte eine Bloody Mary. Natürlich würde sie dies nicht trinken, aber so fiel es nicht auf, dass sie normalerweise andere Getränke zu sich zu nehmen pflegte. Wie zufällig wanderten ihre dunklen Augen wieder zu dem Mann, der mittlerweile mit dem Telefonieren aufgehört hatte und sich nun mit einer Frau neben sich unterhielt. Diese wusste nicht, wen oder viel mehr was sie vor sich hatte, doch Selene wusste es dafür umso genauer. Der Herr war ein Lykaner, nach den Reserchen der Vampirin hieß er Daniel Smith und nannte eine wichtige Position unter seinen Gefolgsleuten sein Eigen: Er war für die Waffenbeschaffung zuständig. Ein leichtes Grinsen umspielte die Lippen Selenes. Ja, sein Tod wäre ein guter Zug gegen diese Köter....